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Was Misteltherapie bewirkt

Mehr Lebensqualität, Linderung der Nebenwirkung aggressiver Therapien: Misteltherapie hat sich in den Krebstherapie bewährt. Eine aktuelle Studie gibt Hinweise auf eine verlängerte Lebenszeit bei fortgeschrittenem Lungenkrebs.

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Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom leben länger, wenn sie ergänzend zur konventionellen Therapie eine Misteltherapie bekommen haben. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Beobachtungsstudie am anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Ein bemerkenswertes Ergebnis angesichts der schlechten Prognose für ein fortgeschrittenes Bronchialkarzinom, so die Autoren der Studie. Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom, das rund 85 Prozent der Lungenkrebsfälle ausmacht, gilt als besonders aggressiv.

Für die Studie haben die Forscher die Daten von 158 Patienten im Stadium IV (mit Metastasen) ausgewertet. 108 Erkrankte erhielten eine konventionelle Therapie, also Chemotherapie, und gegebenenfalls zusätzlich Bestrahlung. 50 Patienten wurden zusätzlich mit der weißbeerigen Mistel (Viscum album L.) behandelt. Das Ergebnis: Das durchschnittliche Überleben in der dieser Gruppe betrug 17 Monate, in der Vergleichsgruppe ohne Mistel lediglich acht Monate. Die Ärzte weisen einschränkend darauf hin, dass die Studie lediglich eine Korrelation zeige, sehen aber ein positives Signal für weitere Forschung.

Misteltherapie wirkt, das ist vielfach belegt

Zur Mistel sind weit mehr als 100 klinische Studien veröffentlicht, 39 sind wissenschaftlich besonders hochwertig („prospektiv-randomisiert“). In der Mehrzahl belegen die Studien die Wirksamkeit der Mistelpräparate. Misteltherapie verbessert die Lebensqualität und hilft die Nebenwirkungen belastender Therapien wie Müdigkeit (Fatigue), Depression, Angst, Schmerzen und Übelkeit/Erbrechen zu verringern. Einige Studien dokumentieren auch günstige Auswirkungen auf das Überleben, etwa in einer Studie mit 240 Patienten, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Stadium IV erkrankt waren. Durch die Kombination von Chemotherapie und Mistel verlängerte sich das Gesamtüberleben von 7,3 (Chemo ohne Mistel) auf 12,1 Monate.

Streit um Misteltherapie
Sehr viele Krebspatienten entscheiden sich für die ergänzende Misteltherapie, um das Immunsystem positiv zu beeinflussen. Doch Schulmediziner sprechen immer noch der Mistel die Wirksamkeit ab. Ein Beispiel ist ein Team um Dr. Jutta Hübner, Professorin für Integrative Onkologie an der Universitätsklinik Jena, das nach einer Literaturrecherche zum Ergebnis kam: Mistelpräparate würden weder mit Blick auf das Überleben noch hinsichtlich Lebensqualität und therapiebedingten Nebenwirkungen irgendeinen Vorteil ergeben. Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr und andere qualifizierte Verbände halten dies für eine ungerechtfertigte Stimmungsmache. Eine Gruppe anthroposophischer Ärzten und Onkologen um den Gastroenterologen Professor Dr. Harald Matthes vom Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe übte scharfe Kritik an der Arbeit Hübners. Sie enthalte gravierende methodische Mängel.

Behandlung mit Mistelpräparaten
Die Wirkstoffe der Mistel sind die Mistellektine, die zellzerstörende Eigenschaften haben. Viscotoxine, die in jungen Blättern und Trieben die höchste Konzentration haben, stimulieren das Immunsystem. In der Krebstherapie werden Spritzen eingesetzt, die Behandlung mit Mistelextrakten wird in Intervallen durchgeführt: Auf zwei bis drei Monate Therapie folgt eine Pause von vier bis sechs Wochen. In der Regel wird das gewählte Präparat zwei bis dreimal pro Woche direkt unter die Haut gespritzt.  Eine individuelle Betreuung durch einen erfahrenen Therapeuten ist immer nötig, um das Vorgehen dem Patienten individuell anzupassen.

Kostenerstattung der Misteltherapie
Mistel wird auf Kassenrezept in der sogenannten palliativen Therapie erstattet, wenn zum Beispiel bei Patienten Fernmetastasen auftreten oder die Krebserkrankung inoperabel ist. In der unterstützenden, adjuvanten Therapie bei einer heilbaren Krebserkrankung sind Mistelpräparate nach einem Urteil des Bundessozialgerichtes zwar arzneimittelrechtlich zugelassen, nur nicht mehr auf Kassenrezept. Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen die Kosten auf Antrag übernehmen, müssen es aber nicht. Leider lehnt die Mehrzahl der Gesetzlichen Krankenkassen die Erstattung der Mistelpräparate in der adjuvanten Situation ab, dennoch sollte im Einzelfall nichts unversucht bleiben.

GfBK-Info Misteltherapie
Lesen Sie mehr zur Wirksamkeit und Anwendung der Misteltherapie sowie verschiedenen Präparaten.

Informationen zur Kostenerstattung
Die Kostenerstattung der Misteltherapie und anderer ganzheitlicher und naturheilkundlicher Behandlungsmethoden in der Gesetzlichen Krankenversicherung ist in im GfBK-Info Sachleistungs- und Kostenerstattungsanspruch in der Gesetzlichen Krankenversicherung zusammengefasst.

Patientin Ivelisse Page
Die US-Amerikanerin Ivelisse Page begegnete mit einer Kombination von Operationen und Misteltherapie einer Darmkrebserkrankung im Stadium IV mit Metastasen in der Leber und ist bis heute krebsfrei. Mit ihrer Nonprofit-Organisation Believe Big hat sie die erste klinische Studie in den USA auf den Weg gebracht, die die Wirkung intervenöser Misteltherapie untersucht. In Kürze veröffentlichen wir hier ein Interview mit Ivelisse Page, die im Mai 2019 einen Vortrag beim GfBK-Kongress in Heidelberg hielt.

Die Original-Publikation der Studie zu Mistelterhapie bei fortgeschrittenem Lungenkrebs
Schad F, Thronicke A, Steele M, Matthes B, Grah C, Merkle A, Matthes H: Overall survival of stage IV non-small cell lung cancer (NSCLC) patients treated with Viscum album L. in additon to standard care, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6110500/


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